DDR Frau (Wireless Calls)

Transit – Transformation einer Frau

dr. Lisa Steib

Ana Sluga's series of works shows portraits of women. They are self-portraits documenting the search for a place in the contemporary world. At first glance, it is noticeable that the women have no faces  ̶  a sign of the search for identity. The youngest woman, still a girl, carries a teddy bear in her hand. A sign of the childlike clinging to an object that gives comfort. The pose as a self-confident and independent woman smoking a cigarette, with a cheeky ponytail, contrasts with the childlike attitude.

In another painting the woman wears a cap with dots, a scarf and eye-catching sunglasses – her hair blows in the wind and she makes an audacious impression. In another pose, she is covering her eyes with her elbow. It appears to be quite an intimate scene, yet it is not clear what might be the reason for her behavior: is she rather blinded by the sun, or does she try to avoid being photographed?   

The utensils and fashion items span several decades, from the 1970s to the 1990s. Ana Sluga has kept them from the time when she was growing up and skillfully uses them to set different scenes. In doing so, she also indirectly addresses the recent history of Slovenia, once part of Yugoslavia, now an independent democracy. Ana Sluga also has a special affinity with the design and aesthetics of the Eastern part of Germany. One could see connections with the painters of the so-called Neue Leipziger Schule. However, Ana Sluga's paintings are very independent and of a personal and individual quality.  

Particularly outstanding is a female figure fighting with boxing gloves against an invisible opponent. Her apron shows spots of paint, indicating that she is a painter. This self-portrait makes clear how hard it can be for a woman to assert herself as an artist. The opponent could be the role conceptions with which a woman has to fight with. The clothes are those of a housewife, with an apron, slippers and hairnet.

The objects used in the paintings are often of a technical nature: a cable drum, four times a cable telephone. They contrast with a cotton ball, a twig and a hot-water bottle that exude homely feelings. The hot-water bottle is worn around the neck like a necklace by one of the women. She wears a headscarf and has ice skates on her feet. Another contrast becomes clear, that between warmth and cold. On the one hand, the paintings document the change of a woman in her different roles. On the other hand, the world with its developments  ̶  on a technical and social level  ̶  is put into the picture. In acrylic on canvas we experience this change through the numerous details that are in the paintings. In sometimes surreal combinations, opposing objects meet, such as the aforementioned hot water bottle and the ice skates.  

The Transit series DDR FRAU (Wireless Calls) is of convincing painterly quality. The choice of colours is consistent and gives the series a unified tone. The backgrounds of the pictures are painted with just as much attention to detail as the motifs themselves. The women are at the focus of the paintings, and yet the utensils they carry are also other main characters in the scenes. There is humour in the Transit series. The combination of different objects, some of which do not match, makes us smile. But the paintings also seem mysterious and magical. They reveal a woman's search for her identity in a changing and developing society. Who is she? Where does she live? How does she live? These questions are answered only in parts. It remains a series of searching. A series of transformation.

Ana Sluga has succeeded in telling stories with hints. Stories of change and transformation. Stories of search for meaning and acceptance. These are the stories of a painter and her journey through the modern world. Transit leaves us with questions. But also with many different images of a woman with self-confidence.





DDR Frau (Wireless Calls)
Transit – Transformation einer Frau


dr. Lisa Steib

Ana Slugas Werkserie zeigt Frauenbildnisse. Es sind Selbstportraits, die die Suche nach einem Platz in der gegenwärtigen Welt dokumentieren. Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Frauen keine Gesichter haben – ein Zeichen der Identitätssuche. Die jüngste Frau, noch ein Mädchen, trägt einen Teddy-Bären in der Hand. Ein Zeichen für das kindliche Festhalten an einem Objekt, das Trost spendet. Eine selbstbewusste Inszenierung als eigenständige Frau, in eine Zigarette rauchender Pose, mit keckem Pferdeschwanz, steht im Kontrast zur kindlichen Haltung.

In einem anderen Bild trägt die Frau eine Mütze mit Punkten, ein Halstuch und eine auffällige Sonnenbrille – ihr Haar weht im Wind und sie macht einen verwegenen Eindruck. In einer anderen Pose bedeckt sie ihre Augen mit dem Ellbogen. Es ist eine recht intime Szene, doch es ist nicht klar, was der Grund für dieses Verhalten sein könnte: wird sie eher von der Sonne geblendet oder versucht sie zu vermeiden, fotografiert zu werden?

Die Utensilien und Moden der Kleidung erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte, von den 1970ern bis zu den 1990ern. Ana Sluga hat sie aus der Zeit, in der sie aufwuchs, aufgehoben und setzt sich mit ihnen gekonnt in unterschiedliche Szenen. Sie thematisiert damit auch indirekt die jüngere Geschichte des Landes Slowenien, einst Teil Jugoslawiens, inzwischen unabhängige Demokratie. Ana Sluga hat auch eine spezielle Affinität zum Design und der Ästhetik des östlichen Teils von Deutschland. Man könnte Verbindungen zu den Malern der sogenannten Neuen Leipziger Schule sehen. Jedoch sind Ana Slugas Bilder sehr unabhängig und von einer persönlichen und individuellen Qualität.

Besonders herausragend ist eine Frauenfigur, die mit Boxhandschuhen gegen einen unsichtbaren Gegner kämpt. Ihre Schürze zeigt Farbflecken und deutet damit an, dass es sich um eine Malerin handelt. Dieses Selbstportrait macht deutlich, wie hart es für eine Frau sein kann, sich als Künstlerin zu behaupten. Ihre Gegner könnten die Rollenvorstellungen sein, mit denen eine Frau zu kämpfen hat. Die Kleidung ist die einer Hausfrau, mit Schürze, Hausschuhen und Haarnetz.  

Die Objekte, die in den Bildern zum Einsatz kommen, sind oftmals technischer Natur: Eine Kabeltrommel, viermal ein Kabeltelefon. Sie stehen im Kontrast zu einem Wattebausch, einem Zweig und einer Wärmflasche, die heimelige Gefühle ausstrahlen. Die Wärmflasche wird von einer der Frauen wie eine Kette um den Hals getragen. Sie trägt ein Kopftuch und hat Schlittschuhe an den Füßen. Ein weiterer Kontrast wird sichtbar, der zwischen Wärme und Kälte. Die Bilder dokumentieren einerseits den Wandel einer Frau in ihren unterschiedlichen Rollen. Andererseits wird die Welt mit ihren Entwicklungen – auf technischer und sozialer Ebene – ins Bild gesetzt. In Acryl auf Leinwand erleben wir diesen Wandel durch die zahlreichen Details, die in den Bildern stecken. In teils surrealer Kombinatorik begegnen sich gegensätzliche Gegenstände, wie die bereits erwähnte Wärmflasche und die Schlittschuhe.

Die Transit-Werkserie DDR Frau (Wireless Calls) ist von überzeugender malerischer Qualität. Die Farbwahl ist stimmig und gibt der Serie eine einheitlichen Ton. Die Bildhintergründe sind mit ebenso viel Liebe zum Detail gestaltet wie die Motive selbst. Die Frauen stehen im Zentrum der Bilder und doch sind auch die Utensilien, die sie bei sich tragen, weitere Hauptdarsteller der Szenen. In der Werkserie Transit steckt auch Humor. Die Kombination der unterschiedlichen teils nicht zueinanderpassenden Objekte lässt uns schmunzeln. Doch auch geheimnisvoll und magisch wirken die Bilder. Sie offenbaren die Suche einer Frau nach ihrer Identität in einer sich verändernden und wandelnden Gesellschaft. Wer ist sie? Wo lebt sie? Wie lebt sie? Diese Fragen werden nur zum Teil beantwortet. Es bleibt eine Serie der Suche. Eine Serie der Transformation.

Ana Sluga ist es gelungen, mit Andeutungen Geschichten zu erzählen. Geschichten von Veränderungen und Wandlungen. Geschichten von Sinnsuche und Akzeptanz. Es sind die Geschichten einer Malerin und ihrem Weg durch die moderne Welt. Transit lässt uns mit Fragen zurück. Aber auch mit vielen unterschiedlichen Bildern einer Frau mit Selbstbewusstsein.